Montag, 24. März 2014

Patientenverfügung

Morgen bespreche ich mit meiner Mutter ihre Patientenverfügung.
Kein leichter Schritt, aber ein notwendiger.

Anders als damals mit Oma und Tante, die keine Patientenverfügung hatten, soll meine Mutter nicht mehr "gequält" werden, wenn es ihr Gesundheitszustand nicht mehr zulässt.

Jetzt, wo sie noch alle Sinne beisammen hat, ist es an der Zeit, diesen Schritt zu gehen.
In den letzten Jahren wurde sie permanent operiert, zwei mal wäre sie fast "auf dem Tisch" geblieben.
Dann wieder teilweise wochenlang an das Bett gefesselt sein, nein, das will sie nicht.
Ich möchte das auch nicht für sie.

Bei ihrem letzten Aufenthalt im Krankenhaus wurde ihr das Bein amputiert.
Ich weiß noch, wie sie gelitten hat.
Bis die Wundheilung am Stumpf komplett abgeschlossen war, dauerte es vier Monate.
Somit war sie fast sechs Monate im Krankenhaus.
Zu allem Überfluss fing sie sich noch diesem fiesen Krankenhauskeim ein.

Wenn ich jetzt "nüchtern" den vorher/nachher - Vergleich ziehe, kann ich sehen, wie ein "fast" gesunder Mensch in´s Krankenhaus kam und mehr oder weniger als Wrack nach Hause kam.
Damals hatte sie schon kaum noch Lust am Leben.
Die Ernüchterung, dass alle Anstrengungen erfolglos waren, sie Prothesenfähig zu bekommen, hat sie gezeichnet.
Die ehemals lebenslustige Frau ist auch verbittert geworden.

Jetzt, wo die Wunde am Stumpf wieder offen ist, will sie keine OP mehr.
So lange es geht, will sie dieses nun mit Antibiotika versuchen.
Auch eine zweite Meinung in der Uni-Klinik möchte sie sich einholen.
Stationäre Aufnahme nur zur Wundbehandlung. Keine OP.

Daher die Patientenverfügung.
Sie hat mir klar gemacht, dass sie keinerlei OP mehr möchte.
Auch wenn es dann irgendwann zu der Entscheidung kommt, lebensverlängernde Maßnahmen zu treffen, will sie diese nicht.
Keine Schläuche im Hals, keine Geräte, die sie dann dahinsiechen lassen.
Daher empfehle ich jedem, sich mit dem Thema "Patientenverfügung" auseinander zu setzen.
Nur so hat man die Sicherheit, genau den Willen der Person zu erfüllen, den sie hat.
Meine werde ich auch aufsetzen. Neben meinem Organspenderausweis.

Ich werde diese Entscheidung akzeptieren. Denn sie ist meine Mutter.
Und sie hat verdammt nochmal genug gelitten.


Mittwoch, 19. März 2014

Entscheidungen akzeptieren

Nun ist meine Mutter seit Montag im Krankenhaus.
Wahrlich kein schöner Ort. Wer ist dort schon gerne.

Ihr Stumpf hat sich entzündet. Morgen soll sie operiert werden. Eigentlich.

Heute dann das erste Mal mit der Assistentärtzin gesprochen.
Die Chance, mittels Antibiotika die Entzündung wieder in den Griff zu bekommen, sei gering.
Aber, sie ist da. Sicher, eine OP wäre sinnvoll.
Aufgrund der Gesamtsituation meiner Mutter aber eine sehr risikobehaftete OP.
Ihre Angst: Wenige Tage nach ihrem 60. Geburtstag "auf dem Tisch zu bleiben"

Nun stand sie vor der Wahl. OP ja oder nein.
Sie hat sich gegen die OP entschieden.
Erst einmal will sie jetzt nochmal nach Hause. Alternativ möchte sie mit Antibiotika behandelt werden.
Vielleicht auch in einem anderen Krankenhaus eine zweite Meinung einholen.

Wir haben zusammen darüber gesprochen.
Ich akzeptiere ihre Entscheidung. Es ist ihr Wille.
Klar, ich habe mich gefragt, ob es "die" richtige Entscheidung gibt.
Aber sie kann selbstbestimmt entscheiden.
Wie mag es anderen gehen, die von Amstwegen her nicht mehr selber entscheiden dürfen?
Was macht Oma Erna, wenn sie eigentlich nicht mehr operiert werden will, aber der Vormund dieses so entscheidet.
Glücklich wäre sie nicht.

Und darum habe ich die Entscheidung meiner Mutter akzeptiert.
"Vorerst" keine OP.
Sie sagte, wenn es so weit sei, möchte sie zu Hause einschlafen. Nicht auf einem fremden Tisch.
Jetzt möchte sie erst mal die alternative Methode nutzen.
Wenn es nicht´s bringt, dann in ein anderes Krankenhaus. Dort die Ärtze fragen.

Sie kann selbst entscheiden und hat es getan.
Diese Entscheidung akzeptiere ich.
Klar, kann es auch schief gehen. Aber ich habe sie zu nichts gedrängt.
Ihr Wille geschehe.